"Kämpfe nur, wenn du gewinnen kannst"-Sun Tzu
- Clemens Eibofner
- 26. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Gedanken zu Führung, Projekten und Haltung im modernen Projektmanagement

Dieses Zitat stammt aus einem meiner Lieblingsbücher: Die Kunst des Krieges.
Ich möchte hier nicht vom Kampf im militärischen Sinn sprechen,
sondern von jenem inneren Ringen, das viele Führungskräfte im Projektalltag begleitet.
Vom täglichen Bemühen um Klarheit, Aufrichtigkeit und wirksame Zusammenarbeit.
Diese „Kämpfe“ sind keine Konfrontationen gegen andere, sondern Ausdruck von Engagement und Haltung:
für bessere Führung,
für sinnvolle Organisationsstrukturen
und für ein gemeinsames Verständnis dessen, was wirklich zählt.
Zwischen Anspruch und Realität
Ich denke oft an dieses Zitat, wenn ich in Projekten oder Organisationen Spannungsfelder erlebe:
Strategische Ebenen fordern „besseres Arbeiten“, während operative Teams „bessere Bedingungen“ verlangen.
Beide haben recht und beide verlieren, wenn sie gegeneinander kämpfen, statt gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.
Eine Möglichkeit besteh darin, die Ebenen auf ein konkretes, wertschöpfendes Problem zu fokussieren und dann eine gemeinsame Lösung für dieses zu erarbeiten.
Das ist gelebte Organisationsentwicklung – nicht Theorie, sondern Praxis.
Hier in aller kürze am Beispiel Ressourcen:
Strategische Ebene: Ressourcen sind flexibel, nicht gleichmäßig
Projekte sind Unternehmen im Unternehmen. Ihre Ressourcen sind in einer Matrixorganisation miteinander verknüpft.
Da wir den Zeitpunkt des Projektstarts nur bedingt beeinflussen können (Faktor Kunde😉), stellt sich die Frage, ob es überhaupt realistisch ist, eine „harmonische“ Ressourcenbeanspruchung zu erwarten. Die Ausprägung eines Projekts (Standard oder Innovation) verändert diesen Effekt zusätzlich.
Wenn wir unser Unternehmen also betriebswirtschaftlich betrachten, müssen wir uns gleichzeitig damit auseinandersetzen, wie wir die geforderte Flexibilität in Ressourcenschwankungen realisieren können.
Fazit: Kämpft nicht für Ressourcenausgeglichenheit,
sondern für Ressourcenflexibilität; für Wirtschaftlichkeit durch Durchsatz (und nicht durch Auslastung).
Operative Ebene: Führen durch Sichtbarkeit
Im Projektmanagement bedeutet Führung vor allem eines:
Wissen, wann welche Ressourcen tatsächlich benötigt werden. Es reicht selten aus, darauf zu vertrauen, dass sich alle Beteiligten an denselben Plänen orientieren.
Jede Person handelt nach dem, was sie für richtig hält, oft auch unbewusst im eigenen Interesse. Dem können Führungskräfte nur begegnen, indem sie Klarheit schaffen: Aktivitäten und Erwartungen sichtbar machen, Themen visualisieren und dadurch Lücken entdecken. So werden Verantwortlichkeiten greifbar, Entscheidungen möglich,
und Führung erhält Substanz. Nicht als intellektuelle Diskussion,
sondern als gelebtes Handeln: Do. Check. Repeat.
Methodischer Impuls
Bei kurzfristigen Themen müssen Entscheidungen im Sinne des Projekts getroffen werden.
Bei langfristigen Themen sollten Entscheidungen mit den Beteiligten organisiert werden.
Führung im Projekt heißt, Zusammenarbeit zu fördern und Beteiligte einzubeziehen, ohne sich in Komplexität zu verlieren.
Das erfordert Mut, Systemverständnis und manchmal auch Reibung. Denn nur im offenen Konflikt zeigt sich die Abweichung zwischen Plan und Realität.
Führung kämpft nicht für Konfliktvermeidung, sondern für Konfliktbewältigung.
Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern gelebtes Konfliktmanagement und eine zentrale Kompetenz in moderner Führung.
Zum Schluss
Sun Tzus Satz klingt nach Krieg, doch in Wahrheit beschreibt er das Gegenteil:
Er fordert uns auf, bewusst zu handeln, Klarheit zu schaffen und Verantwortung zu übernehmen -damit wir den täglichen Kampf nicht verlieren, sondern durch Führung an den richtigen Stellen gewinnen.
Denn erfolgreiche Führungskräfte im Projektmanagement und der Organisationsentwicklung wissen:
Man gewinnt nicht, indem man kämpft –sondern indem man versteht, wann es sich zu kämpfen lohnt.


